Skip to main content

Messebericht: Gamescom 2018

Messebericht: Gamescom 2018

GAMESCOM - The (HE)ART OF GAMING

Was in den 80ern lediglich ein Nischendasein fristete, ist anno 2018 salonfähig und selbstverständlich geworden. Die Rede ist von Computerspielen; egal ob auf Konsole, am Rechner oder am Handy, mittlerweile gibt es für jeden Geschmack etwas. Die GAMESCOM öffnete erneut ihre Pforten, um Gamer, Nerds und Entwickler zusammen zu bringen und in einer familiären Atmosphäre der Leidenschaft zum Spielen zu frönen. Wir spielten einige Demos an, sprachen mit CD PROJEKT über Cyberpunk 2077 und nahmen auf dem Thron von Westeros Platz. Vorhang auf für die Gamescom 2018.

 

Nach einer erstaunlich flüssigen Anreise mit dem Auto, startet der Tag mit einer Demo. STRANGE BRIGADE ist eine charismatische Mischung aus Indiana Jones/Tomb Raider und Left for Dead. Nachdem man sich einen von vier Charakteren ausgesucht hat, geht auch schon das muntere Ballern los. Aus der 3rd Person Perspektive kämpft man sich alleine (oder im Koop Modus) gegen scharenweise Zombies, Mumien und Ghule. Wir sind im Zeitalter der 40er Jahre und haben entsprechend auch nur die damalige Ausrüstung parat. Ein Entwickler begleitet uns im Koop Modus und bereits nach wenigen Minuten kommt Spielspaß auf, der kaum zu bremsen ist. Neben haufenweisen Collectibles gibt es auch viele Geheimnisse zu erkunden und Rätsel zu knacken. Massengeballer ist nur ein Teil von STRANGE BRIGADE; statt stumpf in die Horde zu Ballern, kann man sich die Umgebung zunutze machen und tödliche Fallen nutzen, um die Gegnerhorden zu dezimieren. Eine Petroleumvase zerschiessen, fatale Sägewindmühlen oder Steinlawinen auslösen sind nur einige Möglichkeiten, den Gegnern den Gar auszumachen. Auch die Upgrades und Waffenvielfalt kann sich sehen lassen; egal ob mit Sniper, Flammenwerfer oder lässig mit dem Revolver aus der Hüfte das Magazin leer feuern,es macht einfach Laune den Untoten derbe einzuheizen. Hinzu kommt der altertümliche und mit schrägem Humor garnierte Erzählstil, der schon bei der Fallout Reihe gewirkt hat. Nach 30 Minuten Demo ist klar, dass STRANGE BRIGADE ein echter Geheimtipp ist, den Freunde der atmosphärischen Ballerei und Koop Spieler gleichermaßen antesten sollten.

 

Virtual Reality ist auf dem Vormarsch; so haben bereits bekannte Titel wie der letzte Resident Evil Teil die Aufmerksamkeit der Mainstream Nutzer auf sich gelenkt. Ich für meinen Teil hatte mich bisher erfolgreich dagegen gewehrt ( wer möchte schon den Bezug zur Realität komplett verlieren?). Auf der Gamescom ist es dann doch soweit und ich lass mich von JOURNEY FOR ELYSIUM verführen. Die Geschichte handelt von der Unterwelt, in der wir aufwachen und unseren Weg (wohin auch immer) machen wollen. Das Spiel ist komplett in schwarz weiß gehalten, was dem Ganzen einen antiken Flair verpasst, wie man es auf alten Reliefen oder Gemälden her kennt. Ich stolpere meinen Weg durch das Level, klettere eine Wand hoch, paddele durch den Styx und löse einige kleine Rätsel. Viel mehr ist noch nicht zu sehen; das es meine erste Erfahrung mit Virtual Reality war, kann ich qualitätsmäßig kein Urteil abgeben, Der Titel und das Konzept lassen jedoch aufhorchen und die Entwickler erklären, dass sich noch mittendrin sind und die Gamescom dafür nutzen, sich erstes Feedback abzuholen und die weitere Marschrichtung fest zu legen.

 

Neben Games entdeckt man in den Hallen auch allerhand Skuriles, womit man gar nicht rechnet. So lässt eine DARK SOULS REMASTERED Platte mein Herz höher schlagen bis ich feststelle, dass diese auf Holz geprägt ist. Daneben prankt die limited Edition von MIDDLE EARTH: SHADOW OF WAR als Stahlbox, und ein Mortal Kombat Pappschubber. Ich bin beim Stand von NOVOBOX gelandet, der limitierte Editionen für den Games-, Film- und Musikbereich herstellt. Ein Lederbuch mit Holzeinband von Watain, die Hellraiser Büste und die Special Edition von Von Honour sind nur einige weitere Kandidaten, die sich beim Aussteller tummeln und das Herz jedes Sammlers höher schlagen lassen. In Serbien produziert und teilweise in China hergestellt kommt eine große Palette, bei denen sich Sammler die Finger lecken. Einige Stände weiter wird man in einen Zeitsprung versetzt und zurück in die 80er transportiert. Der Stand ist eingerichtet mit Poster von Terminator, Goonies und Roger Rabbit, eine old school Couch sieht bereits vom weiten extrem bequem aus und sogar die Angestellten sind auf 80er gestylt, dass man seine Riesenbrille und Turnschuhe schon fast vermisst. Ein kurzes Gespräch später spielen wir BLAZING CHROME, was ein Kniefall an R TYPE und TURRICAN darstellt. Zu zweit ballern wir und horizontal durch diverse Gegnerhorden, bekommen massig Extrawaffen und natürlich auch Bildschirmgroße Endgegner. Speichern, Checkpoints, Schwierigkeitsgrad? Gibt`s nicht, hier muss man noch in einem Rutsch durch, wie es in den 80er war.

 

Interview mit CD PROJEKT

Von der Vergangenheit in die Zukunft, genauer gesagt zu CYBERPUNK 2077; Entwickler Maciej Pietras nimmt sich einige Minuten Zeit, um mit uns zu plaudern.

Ihr habt mit eurer Witcher Reihe großartiges vollbracht, Warum habt ihr euch dem Fantasy abgewendet und seit auf Science Fiction übergeschwenkt?

„Die Idee war stand bereits 2013 im Raum, als wir den ersten Trailer veröffentlicht hatten. Damit wollten wir unseren Fans sagen "Hey, wir machen demnächst etwas ganz anderes." Dann ist es allerdings erstmal in der Versenkung verschwunden, weil wir uns komplett auf Witcher 3 konzentriert haben. Als wir Das Spiel und die beiden DLC´s fertig gestellt hatten, war für uns die Geschichte zuende erzählt. Also machten wir uns an die Arbeit für CYBERPUNK 2077."

Letzten Endes war es eine gute Entscheidung, denn in Sachen Fantasy habt ihr ja auch alles erreicht, was man machen kann. Wie kam das Szenario von Cyberpunk auf den Tisch?

"Wir machen grundsätzlich nur das, wo wir mit ganzem Herzen dabei sind. Cyberpunk basiert auf einem alten Pen und Paper Rollenspiel und es hat und seit jeher fasziniert. Von daher war es für uns der nächste logische Schritt, das zu machen. Wir wollten keine Erwartungen der Fans enttäuschen oder uns ganz nach ihnen richten. Wir sind mit der Witcher reihe auch sehr gut damit gefahren unser Ding zu machen und sind immer wieder überrascht und begeistert, wie sehr uns die Fans die Treue halten."

Kannst du uns schon etwas zu der Geschichte erzählen?

"Leider ist das alles noch nicht spruchreif; allerdings wird man in diese Welt als Spieler hineingeworfen und muss sich zurecht finden. Es ist eine große Welt, die allerdings nicht nur horizontal, sondern auch vertikal verläuft. Beim Witcher hattest du Land und Wasser und das war´s.Bei Cyberpunkt wird es Hochhäuser, Straßen und auch den Untergrund geben, in dem auch bestimmte Charaktere leben. Auch hier gibt es eine Menge zu entdecken und Entscheidungen zu treffen, die weitreichende Konsequenzen haben werden. Einige werden lediglich eine Quest oder die Beziehung zu einer bestimmten Person beeinflussen, andere haben direkte Auswirkungen auf das Ende des Spiels."

Also alles wir gehabt in der gewohnten Qualität. Kannst du uns schon etwas zu einem Release termin sagen oder, ob es eine Collectors Edition geben wird?

" Nein, zum Release kann ich leider noch gar nichts sagen. Mit der Collectors Edition haben wir noch nichts spruchreifes; aber soviel kann ich verraten: Wir werden alles daran setzen, unser gesamtes Herzblut in das Spiel und die Aufmachung zu stopfen, wie wir es bereits bei Witcher getan haben. Wir wollen genau das Spiel (inklusive Aufmachung) abliefern, das wir selbst gerne spielen würden, von daher geben wir definitiv alles."

Gerade das Herzblut macht euch so sympathisch. Einige von euch sind aj auch alte Hasen im Genre; bestes Beispiel ist eure GOG Plattform, bei der man sich alte Spiele runterladen kann.

"Ja, das liebe ich auch sehr! Ich habe mir vor kurzem erst Pools Of Radiance runtergeladen, weil ich damals zu jung war, um es zu spielen. Ich war damals gerade geboren (lacht). Aber mich hat schon fasziniert, was die Entwickler damals alles gemacht haben. Es gab eine Welt mit 6 Karten, riesige Umgebungen und massig Quests."

Ja, die guten alten Spiele. Ich habe mir vor kurzem "Rückkehr nach Krondor“ gegönnt.

"Ja, das kenne ich auch noch" (lacht)

Überhaupt gab es damals einigie guten Spiele, die allerdings später schlechter wurden. bestes Beispiel: Gothic 3, das total verbuggt auf den Markt kam.

"Ich bin ja nicht so der Gothic 3 Fan, aber den zweiten Teil mit "Die Nacht des Raben" habe ich geliebt. Auch das neue Spiel "Elex" hat mir sehr gut gefallen, weil es sowohl Fantasy, als auch Science Fiction in Einklang bringt. Ich habe es bereits einmal durchgespielt und habe mich als wahrer Bad Ass hochgearbeitet (lacht). Oh Mann, bei Gothic komme ich heute noch total ins Schwärmen."

Gerade diese Liebe zu den alten Spielen merkt man auch bei GOG und bei euren Spielen. Bewahrt euch das bitte und lasst euch Zeit, bis CYBERPUNKT komplett fertig ist. Hat bei Witcher schließlich auch geklappt. In diesem Sinne vielen Dank für das Interview und alles Gute für euch.

 

Nach einem entspanntem Interview stolpert man über einen weiteren Geheimtipp: HOLLOW spielt im Weltraum und versprüht eine Atmosphäre zwischen Dead Space und dem Film Event Horizon. Man wacht als Kommander einer Raumstation auf und muss feststellen, dass die Crew verschwunden ist. Zusätzlich gibt es noch Stromausfälle und man hat noch mit dem eigenen Gedächtnisverlust zu kämpfen. Vom Horror Faktor zwar weit von Dead Space entfernt, aber in der 20 minütigen Spielsession schon recht interessant. Wird zur Zeit zum Schleuderpreis bei Steam angeboten. Vom Horror geht es in die epische Ecke und zum mit Abstand größten Spektakel in Sachen Inszenierung auf der diesjährigen Gamescom. Die Rede ist von Yoozoo. Nie gehört? Nicht schlimm, ging mir ebenfalls so. Allerdings wurde ein Spiel angekündigt, das sowohl Serienjunkies, als auch Fantasynerds gleichermaßen heiß macht und zwar das offiziell lizensierte Spiel zu Game Of Thrones. Die Präsentation glich zwar eher einem Vorstellungsgespräch, in dem überwiegend die Firma und Zielgruppen vorgestellt wurden. Dennoch gab es ein kleines Video und die Ankündigung, dass es sich bei dem Strategie Browser Game um ein episches Ereignis handeln wird. Es werden sowohl Schlachten, als auch die Beziehungen der Figuren untereinander eine tragende Rolle spielen. Zusätzlich soll man seine Burgen personifizieren und an seinen Spielstil anpassen können, sowie einige bisher unbekannte Geschichtsstränge freischalten können. Das war´s leider auch schon mit den Fakten, den Rest gilt es abzuwarten. In der Entertainment Halle wurde der Thronsaal (inklusive eiserner Thron) nachgebaut, auf dem die Besucher Platz nehmen und sich ein schönes Erinnerungsfoto schießen lassen konnten. Zusätzlich gab es ein Gewinnspiel, bei dem man mit Federkiel auf Pergamentpapier seine Wünsche äußern konnte und automatisch ein kleines Goodie mit nach hause nehmen konnte. Die Registrierung für das Game ist offiziell eröffnet und es bleibt aufgrund der spärlichen Infos abzuwarten, was daraus wird. Die Inszenierung auf der Gamescom war jedenfalls episch.

 

Pleiten Pech und Pannen hieß es beim Planen mit den Entwicklerterminen. Daher blieben uns die Türen zu Schwergewichten wie SHADOW OF THE TOMB RAIDER, SEKIRO-SHADOWS DIE TWICE und RESIDENT EVIL 2 Remake leider verschlossen. Stattdessen ging es zum vierten Teil der SOULCALIBUR Reihe, wo wir unseren alten Freund Geralt von Riva aus der Witcher Reihe spielen durften... und gnadenlos von einem anderen Spieler verprügelt wurden. Man muss sich erstmal an die Moves gewöhnen, vor allem wenn man die Reihe noch nie gespielt hat. Allerdings ist das Grundprinzip aller Beat `em Up Games doch recht simpel gehalten und bereits nach wenigen Minuten hat man sich spannende Kämpfe geliefert, die auch einen sehr ansprechenden Suchtfaktor in sich haben. Das liegt zum einen an den flexiblen Charakteren, aber auch an der schönen Umgebung (ja, Kar Morhen ist auch dabei), die man ebenfalls ins Spielgeschehen mit eingebunden hat. So wurde beispielsweise die eigene Ungeschicklichkeit durch Glück wieder wett gemacht, wenn der Gegner zu weit gesprungen ist und in den Abgrund den Spielertod fand. Die Kombos sind spektakulär und teilweise recht simpel auszulösen, also ein gelungener Prügelspaß, den sich Fans des Genres fett in den Kalender notieren sollten. Auch Freunde des gepflegten Horrors kommen dieses Jahr auf ihre Kosten. Ein cooles Totenschädelplakat weckt die Aufmerksamkeit auf ein Spiel namens DARK PICTURES- MAN OF MEDAN. Bereits innerhalb der ersten Minuten fällt einem auf, dass hier die Macher von Until Dawn am Werk waren, denn das Prinzip ist gleich geblieben; cineastische Filmsequenzen, minimalistisches Gameplay (Charakter an bestimmte Orte steuern und die Umgebung erkunden) und natürlich Entscheidungen treffen, die teilweise über Leben und Tod entscheiden. Dieses Mal spielt der Horror auf einem Frachter, der einige Geheimnisse verbirgt. Eine Gruppe jugendlicher wollen dem Alltag entfliehen, etwas Bier trinken und nach Schätzen tauchen. Allerdings verschwindet plötzlich einer von ihnen und die Suche ist alles andere als entspannt. Die Demo spielt in einem Schiffswarack, dass sofort eine klaustrophobische Atmosphäre schafft. Gerade der ruhige Erzählstil in Kombination mit Quick Time Events und Entscheidungen ist eine gute Mischung und sollte besonders im Dunkeln und über Kopfhörer für Pamperspflicht sorgen. Bei dem Titel handelt es sich um den Auftakt einer Horror Reihe, die Horrorfreunde antesten sollten.

 

Aus Mangel an Alternativen (die Warteschlangen vor den Spielen kamen mittlerweile kaum unter 2 Stunden aus) ging es dann zu DEVIL MAY CRY 5, der überraschend gut ausgefallen ist. Spektakuläre Moves, epische Bossgegner und lässige Sprüche, Capcom hat seine altbewährten Tugenden beibehalten und auf Hochglanz poliert. Als Dämonenjäger Nero darf man den herrlich fies gestalteten Dämonen in den Allerwertesten treten. Neros Arm ist mit unterschiedlichen Kräften gespickt und neben klassischem Schwert und Knarre gibt es amtlich auf die Mütze. Der Bossgegner Goliath besticht nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch seine im Bauch eingelassene Dämonenfratze, die zubeißt und tödliche Feuerbälle speien kann. Laut Infos soll es noch weitere spielbare Charaktere geben, unter anderem natürlich auch Dante. Die Inszenierung ist großartig, das Spielgefühl flüssig und die Vorfreude auf den Release Termin im März 2019 riesig. Quasi im Rausgehen fällt noch eine leere Spielecke auf, über der ganz schüchtern das DIVINITY II- ORIGINAL SIN Cover prangt. Es soll die Definitive Edition sein, die mit noch mehr Dialogen vollgestopft sein soll. Die Kritiker hatten sich damals überschlagen vor Glück und auch das Anspielen bestätigt das gute old school Gefühl, das jeder Baldurs Gate Jünger sein eigen nennt. Gute Grafik, dichte Rollenspiel Atmosphäre, massig Dialoge, Talentbäume und ganz viel Geschichte. Wer sich das Spiel noch nicht zugelegt hat und auch nur ansatzweise auf gut erzählte Rollenspiele steht, kann bedenkenlos zuschlagen.

 

Das alles waren die Erlebnisse der Gamescom 2018. Spiele, die die Vorfreude schüren, gigantische Inszinierungen, nette Leute und eine familiäre Atmosphäre sind das, was die Gamer an diesem Wochenende ihre Leidenschaft gerne mit anderen teilen lässt. Aber es sind auch die vielen Kleinigkeiten, die den Charme der Gamescom ausmachen. So kann man beispielsweise sein eigenes Gamescom Shirt mit seinem Gamernamen drucken lassen, sich von mobilen Masseuren verwöhnen lassen, einen Lasertec mit seinen Kumpels austragen oder auch einfach nur auf 80er Konsolen neue und alte Klassiker zocken. Auf dem Weg nach draußen winke ich noch einmal Geralt von Riva als Cosplayer zu und bin schon gespannt, ob ich nächstes Jahr vielleicht mal Triss oder Lara Croft treffe. Eins ist sicher; die Gamescom ist und bleibt eine Veranstaltung, bei der man sich als Gamer definitiv mit Gleichgesinnten mehr als wohl fühlt. Danke und bis zum nächsten Jahr!

 

Sebastian Radu Groß

 

 

 

Games

  • Aufrufe: 3691