Wo die Götter wohnen
Der Bildband EUROPAS HEILIGE BERGE stellt 22 sagenumwobene Gipfel quer zerstreut über den Kontinent vor.
Majestätisch ragen sie empor: Berge sind nicht einfach nur aufgeschobene Gesteinsmassen, sondern sie haben eine Bedeutung – als Wasserquellen (aus abschmelzenden Gletschern) ebenso wie für internationale Grenzen. Für einige Menschen sind sie einfach nur entlegene Ausflugsziele, für Andere regelrecht magische Orte der Kontemplation. Der GEO- und National Geographic-Fotograf Bernd Ritschel und die in den Ammergauer Alpen lebende Redakteurin Nina Ruhland entführen in ihrem Bildband EUROPAS HEILIGE BERGE auf insgesamt 22 Gipfel in 13 europäischen Ländern (mit Fokus auf die Alpenregion) und erzählen die Geschichte von und Geschichten zu den steinernen Giganten, die sich vom norwegischen Dovrefjell im Norden bis zum griechischen Olymp im Süden erstrecken.
Zu jedem Berg, dem jeweils ein Umfang von sechs bis zehn Seiten gewidmet ist, gibt’s ein doppelseitiges Aufmacher-Panorama und ein paar Eckdaten wie zum Gestein oder der geografischen Lage. Das Projekt, welches für Bernd Ritschel am 25. Oktober 2021 zu später Stunde auf dem Gipfel des Jenner in den Berchtesgadener Alpen begann, imponiert vor allem mit seinen großformatigen Aufnahmen. Die Berg-Fotografien erhalten in den zärtlich-weichen Lichtstimmungen des frühen Morgens, im kräftigen Abendrot, der blauen Stunde oder im mythischen Nebelmeer vielgestaltigen Reiz. Während Nina Ruhland sich an Legenden abarbeitet und Wissenswertes zu den einzelnen Gipfeln zu berichten weiß, färbt Ritschel seine Zeilen ungleich persönlicher. Er rekapituliert eine nachdenklich stimmende Tour mit seinem Neffen Finn auf den Similaun, der Suche nach einem Foto-Spot ohne Hochspannungsleitungen im Bild am Säuling, dem Verlegenheitsbesuch in einer Whiskey-Destillerie bei Schlechtwetter am Paps of Jura in Schottland oder falschen Ehrgeiz bei der abenteuerlichen Winter-Besteigung des slowakischen Kriváň (Foto): „Wie ein kleines, dickköpfiges Kind spure ich durch den teilweise bis zu einem Meter tiefen Neuschnee.“
Die Mischung macht’s – und die ist hier zwischen Fakten und Anekdoten, zwischen berühmten Gipfeln und Geheimtipps gelungen. EUROPAS HEILIGE BERGE ist ein Bildband, bei dem auch immer etwas Wehmut mitschwingt, denn nicht nur einmal gerät der Klimawandel in den Fokus, der diese Riesen brüchig werden lässt.
LUTZ GRANERT
Titel: EUROPAS HEILIGE BERGE – SEHNSUCHTSORTE VOLLER STILLE UND FASZINATION
Autorin: Nina Ruhland, Fotograf: Bernd Ritschel
Verlag: Knesebeck
Erscheinungsform & Seitenzahl: Hardcover, 208 Seiten
Verkaufsstart: veröffentlicht
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