Interview mit Guillem March
Interview mit Guillem March
Zwischen Anti-Heldinnen und Erotik
Auf der diesjährigen MCC trafen wir Star-Zeichner Guillem March zum Interview. Wir sprachen mit ihm über die DC-Comics wie die „Gotham City Sirens“ und seinen aktuellen Titel „Der Traum“, der bei Panini erschienen ist.
Du bist vielen bekannt als Zeichner der „Gotham City Sirens“ – Catwoman, Poison Ivy und Harley Quinn. Welche der drei Anti-Heldinnen zeichnest du am liebsten – und zu welcher hast du, wenn man das so sagen kann, die stärkste Verbindung?
Ich zeichne alle drei gerne; ich zeichne ja allgemein sehr gern weibliche Charaktere. Nachdem ich die „Sirens“ gezeichnet hatte, habe ich viel an „Catwoman“-Comics gearbeitet, auch davor schon; darum würde ich sagen: zu Catwoman habe ich im Vergleich zu den anderen die stärkste Beziehung und ich bin am meisten damit vertraut, sie zu zeichnen. Harley Quinn ist auch cool, aber es gibt so viele Versionen von ihr – die Erwartungen der Fans sind da sehr unterschiedlich: Manche wollen die klassische Version wie in der „Batman Animated Series“, andere die neuere Fassung oder die Harley aus dem „Suicide Squad“-Film…
Und sie scheint vor allem bei den Cosplayern immer noch total angesagt zu sein.
Ja, Harley ist – vor allem durch die neueren Filme – sehr beliebt bei Mädchen und jungen Frauen. Sie ist ein „bad girl“ und natürlich auch sexy; das sieht im Cosplay oder auch als Party-Outfit sehr cool aus. Viele Fans fragen mich aber bei Sessions nach der klassischen Harley mit der Narrenkappe. Daran erkennt man, glaube ich, den Unterschied der Fan-Generationen von Harley Quinn.
Du zeichnest weibliche Charaktere sehr sexy, das sieht man auch in den beiden „Monika“-Alben. Teilweise werden solche Zeichnungen im Web als zu sexualisiert kritisiert. Trifft dich solche Kritik?
Ja, ich zeichne Frauen sehr gerne, aber am Beispiel der „Monika“-Comics oder des neuen Albums „Der Traum“ ist ja wichtig, deutlich zu machen: Es gibt da durchaus viel nackte Haut, aber ich bin ja nicht der Autor der Geschichte. Der Autor legt die Stimmung und das Setting fest, die ich dann in Zeichnungen umsetze. Manche Leute mögen das künstlerische Ergebnis dann nicht – sie sind dann frei in der Entscheidung, die Comics nicht zu kaufen.
Ich denke, ich bin da in letzter Zeit aber auch subtiler geworden, aufgrund meines persönlichen Geschmacks. Aber Online-Kritik berührt mich nicht wirklich, denn jeder hat ja eine eigene Vorstellung davon, wie eine Comic-Figur auszusehen hat, und manchen gefällt eben nicht, wie ein bestimmter Zeichner die Figur umsetzt.
Du hast an der aktuellen „Trinity Series“ von DC mitgewirkt, in der auch Wonder Woman eine wichtige Rolle spielt. Hat der Hype um den „Wonder Woman“-Kinofilm deine Herangehensweise an diesen weiblichen Charakter beeinflusst?
Nein, das beeinflusst mich eigentlich nicht. Ich habe mir den Wonder Woman-Film auch nicht angesehen – ich bin allgemein kein großer Fan von Superhelden-Filmen, denn ich finde, sie verändern die Erwartungen an die Figuren in Comics: Die Figuren sind in den Filmen immer eher realistisch angelegt; es wird zu sehr versucht, die Gründe zu erklären, wieso Superhelden so sind wie sie sind. Als Zeichner denke ich, zwingen mich die Filme dazu, mehr realistisch zu bleiben, es gibt da höhere Erwartungen der Leser. Ich zeichne aber lieber so, wie die Superhelden vor den Filmen waren.
Dein aktueller Titel, der hier in Deutschland kürzlich erschienen ist, ist nicht im Superhelden-Genre angesiedelt. Was erwartet den Leser denn im ersten Teil von „Der Traum“?
Es ist – wie viele solcher französischen Alben – eine „adult story“. Die Hauptfigur ist Talent-Scout für die Filmindustrie. Ich will nicht zu viel verraten, aber der Autor Jean Dufaux vermischt immer die Realität mit ein bisschen Mystisch-Übernatürlichem. Und natürlich wird es auch etwas Erotik geben.
Das Interview führte & übersetzte FRANK KALTOFEN.
Bildnachweis: Panini & Don S.
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