Skip to main content

Horror-Klassiker neu im Heimkino: THE PIT AND THE PENDULUM

Im Spanien des ausgehenden 15. Jahrhunderts regiert noch die Heilige Inquisition: Vermeintliche Ketzer und Hexen müssen um ihr Leben bangen. In dieser düsteren Zeit versuchen der Bäcker Antonio (Jonathan Fuller) und seine Gewalt jeglicher Form verabscheuende Ehefrau Maria (Rona De Ricci) über die Runden und nicht mit dem gefürchteten Inquisitor Torquemada (Lance Henriksen) in Kontakt zu kommen. Doch der gnadenlose Vollstrecker der katholischen Kirche hat bereits einen Blick auf Maria geworfen und spürt die Lust in ihm aufsteigen – die bildhübsche Frau muss ihn verhext haben! Verzweifelt kämpfen Maria und Antonio ums Überleben, bis sich der junge Mann in einer perfiden Folterkonstruktion wiederfindet... 

Ob „Castle Freak“, „Demonic Toys“ oder „Puppet Master“: Seit 1988 liefert die unabhängige Produktionsschmiede Full Moon Pictures unter der Leitung von Charles Band unablässig in liebevoller Handarbeit produzierte Stoffe für Horror- und SciFi-Fans. So punktet auch THE PIT AND THE PENDULUM (deutscher Titel eigentlich: „Meister des Grauens“) vor allem mit seiner liebevollen Ausstattung. Das tiefste Mittelalter wird mit detailreichen Kostümen und in stimmig dekorierten Sets zum Leben erweckt, so dass ein authentisch anmutendes Zeitkolorit entstanden ist. Natürlich musste die sehr reduzierte, gleichnamige literarische Vorlage von Edgar Allan Poe etwas erweitert werden – schließlich fokussiert sich die Kurzgeschichte nur auf die individuelle Wahrnehmung eines im düsteren Kerker mit körperlichen und seelischen Qualen ringenden Verurteilten der Inquisition. Dies ist mit dem Plot um die Dreiecksbeziehung gut gelungen – auch wenn sie auf Dauer (bei den zahlreichen Konstellationen, wer wen aus dem Kerker zu befreien versucht) etwas redundant geraten ist.

Das bei Sammlern vollkommen zu Recht beliebte Label Wicked Vision Media, das die Produktionen von Full Moon Pictures und dem Vorgänger Empire Pictures im deutschsprachigen Raum auswertet, veröffentlicht THE PIT AND THE PENDULUM über drei Jahre nach seiner Bluray-Premiere in mehreren Mediabooks nun in der „Standard Edition“ im Scanavo-Case. Das Booklet und die Soundtrack-CD sind darin zwar nicht mehr enthalten, dafür ist die hervorragend ausgestattete Hauptfilm-Disc identisch. So verrät Charles Band in seiner damals neu aufgezeichneten Einführung in den Film etwa, dass sich das italienische Schloss, auf dem gedreht wurde, in seinem Besitz befand und John Carpenter („Die Klapperschlange“) unter Pseudonym am Schnitt mitwerkelte. Auch eine Folge des TV-Filmmagazins Videozone (entweder im 26-minütigen Original oder in der 14-minütigen Fassung mit deutschem Voice-Over) ist unter den Extras enthalten, in welchem etwa das Make-Up näher beleuchtet wird. Dadurch sahen Jonathan Fullers Gelenke tatsächlich so aus, als hätten Ratten daran genagt und Lance Henriksen musste für seine minimalistische Tonsur auch keine Haare lassen, sondern ihm wurde eine Latexmaske aufgesetzt. 

Kurzum: Der Independent-Horrorthriller in historischem Ambiente ist atmosphärisch dicht, von „Re-Animator“-Regisseur Stuart Gordon routiniert inszeniert, neben Lance Henriksen u.a. mit Jeffrey Combs („Re-Animator“) mit Genre-Ikonen besetzt, so dass kleine Schwächen in der Story zu verschmerzen sind.

LUTZ GRANERT

Titel: THE PIT AND THE PENDULUM – Standard Edition
Label: Wicked Vision Media
Land/Jahr: USA 1991
FSK & Laufzeit: ab 18, ca. 97 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht