
Wo Fantasy und Musik verschmelzen
Mit DÄMMERLAND startet Malte Hoyer, Frontmann der Mittelalter-Folk-Band Versengold, ein atemberaubendes Crossmedia-Projekt, das seinesgleichen sucht.
Malte Hoyer von Versengold und Hannes Braun von Kissin’ Dynamite haben gemeinsam mit zahlreichen Gaststars wie Saltatio Mortis, Subway to Sally und Fiddler’s Green eine faszinierende Fantasy-Welt erschaffen. DÄMMERLAND ist mehr als nur ein Buch – es ist ein Hörspiel, ein Album und ein Gesamtkunstwerk, das die Grenzen zwischen den Medien verschwimmen lässt. Eine bewegende Geschichte über Verlust wird von einer epischen Musik begleitet, die die Handlung vertieft und eine dichte Atmosphäre schafft. Im Interview sprechen die beiden Initiatoren über die Entstehung dieses einzigartigen Projekts.
Was hat euch dazu inspiriert, DÄMMERLAND als Multimedia-Projekt umzusetzen und nicht nur als Buch oder Album?
Malte: Wir wollten von Anfang an ein musikalisches Hörspiel produzieren, damit wir die Songs zur Geschichte stimmig einbinden können. Das Buch entstand sozusagen nebenbei. Es lag ein großer Reiz darin, sich mal ein wenig neu auszuprobieren und unsere Stärken zu verbinden. Wobei Hannes' Stärke ganz klar im Komponieren und Produzieren liegt und die meine beim Texten.
Der Produktionsprozess begann bereits 2022. Hattest du damals bereits das fertige Konzept im Kopf, oder hat es sich in der Zusammenarbeit mit den zahlreichen Künstlern entwickelt?
Malte: Neben unserem Tourleben bei Versengold und Kissin' Dynamite haben wir circa ein Jahr an der Geschichte und den ersten Songs gearbeitet. Dann erst haben wir geschaut, welcher Künstler sowohl musikalisch als auch charakterlich gut zu welcher Rolle passt. Das Konzept war eigentlich seit Beginn der Produktion klar. Was uns nicht klar war, war, welches riesige Ausmaß dieses Projekt Hörspiel annehmen würde.
Hannes: Es war auch einfach eine herrliche Zeit, an etwas zu arbeiten, dessen Ausgang noch völlig unklar war. Wir sind es als Künstler gewohnt, effizient und mit Deadlines zu arbeiten. Aber in diesem Falle haben wir der Kreativität freien Lauf gelassen, ohne uns (zu Anfang) einen Kopf darüber zu machen, wann wir damit an die Öffentlichkeit gehen wollen. So hat Malte die Geschichte immer weiterentwickelt und ich immer mehr Songs geschrieben, die in unsere erschaffene Welt gepasst haben.

Malte Hoyer Bild © Universal Music
Der Übergang von Songwriting zum Schreiben eines kompletten Buchs ist sicherlich herausfordernd. Was waren die größten Unterschiede und vielleicht auch Schwierigkeiten dabei?
Malte: Beim Songwriting versuchen wir stets die Essenz eines Themas in möglichst prägnanter und verständlicher Form in einen Song einzubringen. Der Text hat Grenzen und ist in der Regel in Versen verfasst, die allerdings von der Musik getragen und somit emotional unterstützt werden. Ein Buch zu schreiben erfordert, wie ich finde, sehr viel mehr Zeit und Fleiß. Gerade an Letzterem mangelt es mir ab und zu mal, weswegen ich bisher von Ausflügen in die Welt der Schriftsteller abgesehen habe. Dafür konnte ich grenzenlos drauflosschreiben und musste mich weder an Versform noch Metrik halten. Das war auch ein Stück weit befreiend.
DÄMMERLAND greift viele aktuelle Themen wie Verlust und Depression auf. Wie wichtig war es dir, solche schwierigen Themen in einer Fantasy-Geschichte zu behandeln?
Malte: Für mich ist eine gute Geschichte nur dann komplett, wenn sie auch die vermeintlich düsteren Facetten des Lebens mit aufgreift und nicht nur oberflächlich dahinplätschert. Daher war es mir sehr wichtig, auch Themen im Dämmerland zu verarbeiten, die meiner Meinung nach gesellschaftlich zu strikt tabuisiert werden.
Mit 30 Gastmusiker*innen und bekannten Stimmen im Hörspiel ist DÄMMERLAND ein echtes Mammutprojekt. Wie habt ihr all diese talentierten Menschen zusammengebracht, und wie habt ihr diesen kreativen Prozess organisiert?
Hannes: Sowohl Malte als auch ich kennen sehr viele Musiker und sind mit vielen davon auch privat befreundet. Da lag es natürlich nahe, dass wir zuerst solche Artists fragen. Beim Schreiben habe ich schon häufig darüber nachgedacht, für wen der Song passend wäre. Bestes Beispiel 'Licht und Schatten': Es ist der Song des dunklen Grafen innerhalb der Geschichte, und ich wollte auch, dass er so klingt – da hat sich für mich die Idee förmlich aufgedrängt, Chris von Lord Of The Lost zu fragen. Der Rest ist dann einfach Fleißarbeit: Ich habe insgesamt 3.500 Kilometer auf der Autobahn verbracht, um zu den Artists nach Hause zu fahren und sie in ihrem gewohnten Umfeld aufzunehmen. Das Ziel war es nämlich auch, dass wir unsere Gäste möglichst von extra Aufwand freihalten.
Eure erste Single 'Verlorene Träume' ist sehr eindringlich. Warum habt ihr euch gerade für diesen Song als Einstieg entschieden, und welche Bedeutung hat er im Gesamtprojekt?
Hannes: 'Verlorene Träume' zusammen mit Saltatio Mortis empfinde ich als sehr starke Nummer, da sie für mich auch einen gewissen Zeitgeist widerspiegelt. Wir leben gerade in turbulenten Zeiten, was Frieden auf der Welt angeht … Und es liefert nicht nur uns Menschen in der Wirklichkeit die vielleicht wichtigste Botschaft (nämlich ein friedliches Miteinander), sondern auch innerhalb unserer Geschichte ist es ein großes Thema. Es hat als Einstieg ins Dämmerland daher auch super gepasst.
Das Interview führte FLORIAN TRITSCH

Land/Jahr:Deutschland 2024
Label: ELECTROLA
FSK & Laufzeit: ab 0, ca. 390 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht