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Radu´s Gaming Corner: Jahresrückblick 2023

Hand auf Herz, das Spiele-Jahr 2023 war einfach großartig! Es gab Fortsetzungen alter Klassiker („Diablo 4“, „Baldur´s Gate 3“, „Alan Wake 2“), lang erwartete Projekte („Starfield“) und Überraschungen („Lords oft he Fallen“). Auch einige Reinfälle waren dabei („Gollum“, „Forspoken“), aber unterm Strich wurde jeder von uns mit mindestens einem Spiel bedient. Vorhang auf für den Jahresrückblick 2023!

Dead Space Remake; am 09.01.2023 wagte ich mich erneut an Bord der Ishimura. Ich hatte keine detaillierten Erinnerungen mehr an das Original, aber meine Emotionen schlugen direkt Alarm, als der Titel in meiner Steam Bibliothek erschien. Nächtelang hatte ich das Original nachts und mit Kopfhörern gespielt. Später nur noch tagsüber und über Lautsprecher und ganz zum Schluss wollte ich einfach nur noch durchrushen. Kein Spiel hatte mich im Horror Genre so gestresst wie Dead Space und der Nachfolger mit verbesserter Grafik, fetter Soundkulisse und leichten Änderungen haben ihren Job mehr als würdig gemacht.

Wenn ein Spiel 9 Jahre in der Entwicklungshölle verrottet und neue Entwickler dann den alten Krempel aufarbeiten müssen, um ein halbwegs gescheites Spiel zu erschaffen, stehen die Zeichen meist sehr schlecht. Das dies allerdings auch wunderbar funktionieren kann, beweist „Dead Island 2“, durch das ich mich grinsend durchgeschnetzelt habe. Ganz im Mortal Kombat Humor wühlt man sich durch Blut, Gedärme und schaltet einige fiese Finishing Moves frei. Es gibt auch eine Geschichte, die gar nicht mal schlecht ist, aber der Fokus liegt hier aufs Schnetzeln. Waffen modifizieren, den Tod immer im Nacken und die Umwelt bei seiner Kampfhandlung mit einbeziehen (z.B. Batterien in Swimming-Pools werfen und seine Gegner grillen) machten schon einiges her. Die Zwischensequenzen waren episch, die Atmosphäre dicht und man wollte einfach nur wissen, wie die Geschichte weitergeht. Mitten in der tödlichen und beängstigenden Umgebung, nimmt sich das Spiel aber auch selbst auf die Schippe und so bleibt mir „Dead Island 2“ als gelungene Splatterorgie in Erinnerung, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt.

„Atomic Heart“ spaltete die Gemüter; darf man zur Zeit des Krieges mit der Ukraine ein Spiel von russischen Entwicklern kaufen? Es gibt viele Meinungen, Podcasts und Diskussionen darüber; ich habe mich aus purer Neugierde für dieses Spiel entscheiden, das wie der indirekte Bioshock Nachfolger aussah. Die erste Stunde war episch; eine fantastische Stadt, die mit sehr viel Liebe animiert war und sehr viele abgefahrene Ideen hatte. Es dauerte jedoch nicht lange und das Spielgeschehen verlagerte sich in den Untergrund, wo ich nach einigen Spielstunden rasch die Lust verlor. An der Oberfläche konnte sich die Welt entfalten, während man im Untergrund einen Standard-Shooter mit abgefahrenen Robotergegnern bekam. Sowohl Atmosphäre als auch meine Motivation schrumpften mit jeder Spielminute, so dass ich es letzten Endes abbrach und auch nicht nochmal anfassen möchte.

Muss ich wirklich Worte über „Diablo 4“ verlieren? Für viele war es ein lang ersehnter Nachfolger, den man allerdings mit etwas Skepsis erwartet hat. Nachdem Blizzard mit „Diablo Immortal“ im Rahmen Pay to Play beängstigend zur Kasse gebeten hatte, musste man erstmal wieder Boden auf der Vertrauensbasis gut machen. Zum Glück besinnt man sich hier auf seine Stärken; fantastische Zwischensequenzen, extrem finstere Atmosphäre, kultiges Kampfsystem und (endlich) eine packende Geschichte. Eben die Geschichte hat mich bisher bei vielen Diablo Teilen von der Reihe ferngehalten. Ich hatte zu Zeiten von „Diablo 2“ keinen PC, „Diablo 3“ war zwar gut, aber die Geschichte hatte mich nur halbwegs gepackt und warmeiner Meinung nach nur ein Alibi fürs Looten. Deshalb war ich umso neugieriger, was der 4. Teil kann und der konnte mich stundenlang am Bildschirm fesseln. Während der Geschichte kam ich kaum mehr in die Realität zurück; allerdings war mit dem Abschluss der Hauptstory für mich alles gesagt und ich verlor rasch wieder das Interesse. Nur Looten ist halt nicht meines und auch die neuen Seasons gehen spurlos an mir vorüber. Dennoch war „Diablo 4“ für mich das beste Spiel der Reihe, das mich gut begeistern konnte.

Was wohl passiert, wenn man norwegische Mythologie in ein märchenhaftes Szenario verpackt und mit deftigem Horror würzt? Die Antwort gibt „Bramble- The Mountain King“, was definitiv die Indi Perle des Jahres für mich ist. Mit Liebe und Sorgfalt gemacht, um eine Geschichte zu erzählen, bei der ein Junge seine Schwester sucht. Voller nordischer Mythologie, Märchengestalten und einer epischen Atmosphäre. Der Soundtrack dürfte Fans des letzten Myrkur Albums, Kari Rueslätten oder generell norwegischer Bands die Freudentränen in die Augen treiben, während die Unreal Engine eine butterweiche Grafik auf den Bildschirm zaubert. Ein sehr emotionales und gleichzeitig extrem brutales Märchen wird hier erzählt, das in einigen Dingen sehr eigenbrötlerisch ist (Gameplay, Steuerung). In einer kurzen Spielzeit von knapp 5 Stunden habe ich nur selten so intensiv mitgefiebert wie hier. Wer Hellblade- Senuas Sacrifice oder die Plague Tale Reihe mochte, bekommt hier das große Menü an Emotionen aufgetischt.

„Baldur´s Gate 3“! Das ist definitiv das Spiel des Jahres für mich; obwohl ich die Vorgänger nicht gespielt habe, hatte ich Larian noch sehr gut durch „Divinity II- Original Sin“ und „Divinity – Ordo Draconis“ im Gedächtnis. Wenn ein Studio Rollenspiel machen kann, dann dieses und ich hatte mich nicht getäuscht. Anfangs sehr neugierig, aber dann doch komplett vom Hype Train überrannt, spielte ich (erneut) die Early Access durch und war mehr als begeistert. Dann kam die Nachricht, dass „Baldur´s Gate 3“ für PC-Spieler um einen Monat vorgezogen wird! Normalerweise ist man eher das Gegenteil gewohnt, aber das war einfach nur noch zum Niederknien. Ich hatte mir die Collector´s Edition bestellt und der Support von Larian war ebenfalls perfekt; man bekam als Early Access Besitzer das Spiel umsonst und es wurde alles vom Umstieg auf das fertige Spiel narrensicher erklärt. Das Spiel selbst hat mich über 200 Stunden in seine Welt eingesaugt, wo ich mich in Lae´Zael verliebte (so ein unfassbar vielschichtiger Charakter), eine Gänsehaut beim Erkunden von Schattenherz´ Vergangenheit bekam und mich regelmäßig mit Gale stritt, obwohl ich ihn sehr mochte. Astarion hatte mit seiner arroganten und gleichzeitig authentischen Art nach wenigen Spielstunden mein Herz erobert und mir kamen einige Tränen, als ich an einem bestimmten Questpunkt von Karlach kam. Jede Handbewegung, jeder Dialog, einfach alles hat einen Einfluss auf die gesamte Geschichte; wenn ich mich mit Freunden unterhalte, erzählen wir uns (teilweise völlig) unterschiedliche Geschichten, die wir in „Baldur´s Gate 3“ erlebt haben. Endlose Diskussionen , Voicenachrichten und YouTube Videos begleiteten mich durch die Zeit des Spiels und haben einen mehr als bleibenden Eindruck hinterlassen. Besser kann man für mich Rollenspiel nicht machen und auch nach 2 Durchläufen habe ich immer noch Lust, es erneut zu erkunden. Großartig!

Was konnte nach so einer großartigen Perle noch kommen? Ich vergnügte mich mit „Mortal Kombat 1“, was ich zu meiner Schande (noch) nicht durchgespielt habe. Es ist schön, dass dieses Franchise uns bereits über 30 Jahre lang bedient und man weiß, was man bekommt; eine abartige Prügelorgie, mit fiesen Finishing Moves und einer gut inszenierten Geschichte. Eigentlich alles gut und ich werde dies noch im Winter nachholen, denn ich bin immer noch neugierig auf die Geschichte. Allerdings grätschte mir mitten im Spielfluss ein anderes Game rein:

„Lords oft he Fallen“ hatte mich mit seinem Trailer (Dark Souls artiges Gameplay mit Iron Maiden´s „Fear oft he Dark“- was kann da noch schiefgehen?) direkt gepackt. Das Original aus dem Jahr 2014 war für mich damals ein  träger Abklatsch meiner geliebten Souls Reihe, was das Reboot allerdings mehr als wett macht (siehe auch unsere Kolumne: Die Soulsformel und das Vermächtnis von Dark Souls) Die Unreal Engine zaubert eine butterweiche Grafik auf den Bildschirm, das Spielgefühl ist extrem nah an der Souls Reihe und die Geistermechanik erinnert mich sehr stark an meine Lieblingsreihe „Soul Reaver“ (wann kommt hier endlich neuer Stoff oder ein Remake?). Ja, es ist ein Soulslike, wie es im Buche steht, hat aber aufgrund der Geistermechanik eine eigene Duftnote. Stundenlang an einem Boss gefeilt, mehrere YouTube Videos geschaut und mit verschiedenen Rüstungen/Kampfstilen experimentiert; dieses wohlige Gefühl hatte ich bisher bei keinem anderen Soulslike und auch der Patch Running Gag („Neuer Tag, neuer Patch“) genießt bei mir Kultstatus. „Lords oft he Fallen“ ist für mich definitiv ein  Spiel, das sich mit „Baldur´s Gate 3“ einen Anwärter auf mein persönliches Spiel des Jahres liefern kann, weil es mich so unfassbar gefesselt hat!

Bei so vielen Schwergewichten, haben Geheimtipps und Indi Spiele es eigentlich recht schwer. Dennoch stolperte ich bei Steam über die Demo von „Slay the Princess“, dass ich in keine Kategorie einordnen kann. Man kommt in einen dunklen Wald und bekommt von einem Erzähler den Auftrag, eine Prinzessin zu töten, da sie das Ende der Welt heraufbeschwören kann. In einer verlassenen Hütte hat man die Möglichkeit, sich mit einem Dolch zu bewaffnen, oder „nur“ mit der Prinzessin zu reden. Was danach passiert, tritt einen Handlungsstrang los, der eine gute Mischung aus Endlosschleife („Twelve Minutes“ lässt grüßen), Horror und Adventure ist. Man trifft Entscheidungen, die Umgebung und das Wesen der Prinzessin verändert sich und langsam ergibt sich ein großes Bild, wie bei einem Puzzle. Man muss viel Lesen, Entscheidungen treffen und braucht Geduld. Aber die Handlung hat mich gepackt und egal, ob man nur mal eben 5 Minuten oder 2 Stunden investieren möchte, es lohnt sich! Am besten die Demo mal runterladen und ausprobieren.

Kann man ein altes Spiel nochmal mit einem DLC aufwärmen, ohne dass es wie alte Brühe schmeckt? Im Falle von CD Projekt hat man sich gleich die komplette Spielmechanik nochmal vorgenommen, ein kostenloses Grafikupdate spendiert und nochmal 20-30 Spielstunden in Night City draufgepackt. Die Rede ist von „Cyberpunk- Phantom Liberty“ und wer das Hauptspiel ansatzweise mochte, wird hier definitiv seinen Spaß haben! Jeder Kampf, jedes Gespräch und jede Autofahrt sind derart authentisch und mit Liebe zum Detail programmiert worden, dass man sich selbst wie ein Netrunner in einer Parallelwelt fühlt. Die dystopische Atmosphäre, das herrliche Fluchen nach einem heraufordernden Bosskampf oder die abgefahrenen Outfits sind nur wenige Dinge, die mich erneut in diese Welt saugen; brutzelt man in der einen Sekunde noch Gegnern das Hirn mit diversen Hacks weg, schon sitzt man in der nächsten Minute in einer schummerigen Bar und bekommt ein emotionales Gespräch, das Spuren hinterlässt. Auch gibt es hier jene Momente, die einem (ähnlich wie die Baron Quest bei Witcher 3) tief ins Langzeitgedächtnis gebrannt werden und emotionale Spuren hinterlassen.  CD Projekt sind meisterhafte Geschichtenerzähler und das zelebrieren sie hier wieder extrem gut. Zugegeben: in Sachen übermäßige Promotion und Spieleverschiebungen sollte man hier in Zukunft besser den Ball flach halten. Das Ergebnis spricht für sich und ich bin definitiv neugierig, was uns noch aus der Spieleschmiede bevorsteht.

Das Jahr endet mit Horror Feeling. Startete ich mit „Dead Space“, so bekam ich Alan Wake mehrfach angepriesen und die guten Kritiken reizten mich schon. Allerdings schreckte mich die Tatsache ab, dass ich am besten den ersten Teil schon gespielt haben sollte. Auf meiner Pile of Shame war das Remake dieses Spiels im Epic Game Store noch drin, was ich damals aufgrund der Kampfmechanik (man war ich schnell genervt von der Taschenlampe) abgebrochen habe. Mittlerweile bin ich mittendrin im Durchgang und erfreue mich an der Atmosphäre und bin auf die Geschichte gespannt. Vielleicht schaffe ich es dieses Jahr dennoch, mich an „Alan Wake 2“ ranzutrauen.

Etwas endet, etwas beginnt

Ihr kennt das vielleicht; das Jahr neigt sich dem Ende zu, der Abspann eines großartigen Spiels flimmert nach unzähligen Spielstundenüber den Monitor und man fragt sich, was man nun mit seinem Leben anstellen soll. Hinweise aus dem ersten „Monkey Island“ Teil („Schalte den Computer aus und mach etwas Sinnvolles: Mal dein Haus pink an, werde Steuerberater usw.“) fruchten nicht mehr wirklich. Stattdessen macht sich eine innere Leere breit, die man sonst auch nach einem guten Buch oder den Abschluss einer guten Serie verspürt. Ja, man widmet sich dann dem realen Leben außerhalb des Spielekosmos, aber dennoch fragt man sich, was das nächste große Ding sein wird. Nach so einem großartigen Spielejahr muss 2024 keine Erwartungen mehr bei mir erfüllen. Es gibt keine großen Ankündigungen für mich, die ich in meine Urlaubsplanung miteinbeziehen muss oder für deren Collector´s Edition ich bereits das Geld zusammenkratzen muss. Dennoch gibt es den einen oder anderen Titel, der mich neugierig macht und auf den ich mich auch schon bereits freue. Wie jedes Jahr schließe ich die Blood Omen:Legacy of Kain/Soul Reaver Reihe in meine Gebete für ein Remake ein; ich lasse mich aber gerne auch überraschen. Auf meiner Liste stehen aber definitiv folgende Spiele, die ich mir näher anschauen werde:

  • Age of Barbarian 2
  • Alone in the Dark
  • Gothic Remastered
  • Silend Hill 2 Remastered
  • Hellbalde 2
  • Dragon Age 4: Dreadwolf
  • Dragons´Dogma 2
  • Tomb Raider remastered

Wie schaut´s bei euch aus; auf welche Spiele freut ihr euch 2024?

In diesem Sinne einen gemütlichen Jahresausklang, schöne Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins neue Jahr mit viel Gesundheit, schönen Momenten und emotionalen Gaming Stunden wünscht euch euer

Radu