Adventure – 1979, Atari
Easter Eggs, Vol. 2: Eine Zeitreise zurück zum ersten versteckten Bonus
Den Anfang macht die Diskussion um das allererste Easter Egg in einem Videospiel. Lange wurde angenommen, das Atari-Spiel ADVENTURE von 1979 sei das erste Easter Egg – auf jeden Fall stammt der Begriff “Easter Egg” aus der Diskussion um den geheimen Screen von ADVENTURE. Bewegen die Spieler an einer bestimmten Stelle ihre Figur zu einem bestimmten Pixel, erscheint ein Bildschirmtext: “Created by Warren Robinett”. Damals war es noch nicht üblich, die Entwickler eines Spiels mit einem Vor- oder Abspann zu würdigen – Mr. Robinett fand das ungerecht und programmierte seinen Namen heimlich ein. Das erste Easter Egg war geboren – oder etwa nicht?
2017 fand der ehemalige Xbox-Entwickler Ed Fries heraus, dass Programmierer Ron Milner im Jahr 1977 eine versteckte Botschaft im Spiel STARSHIP 1 einbaute – wie Robinett arbeitete Milner damals bei Atari. Laut dem Programmierer baute er die Botschaft “Hi, Ron!” ein, die Spielern zehn Extraleben brachte. Nur wusste er nicht mehr, wie man die Botschaft triggert, was Ed Fries zum Anlass nahm, der Sache auf den Grund zu gehen, eine original Arcade-Maschine von STARSHIP 1 zu erwerben, und siehe da: Nach vielem Experimentieren grüßte Ed ein “Hi, Ron!” vom angestaubten Monitor. In diesen 40 Jahren war das Easter Egg nur Ron bekannt, heute aber gilt es als eines der frühesten bekannten Vorkommnisse.
Nun war die Atari-Ära der Videospiele aber einige Jahrzehnte vor dem Internet-Zeitalter, das Zockern eine Masse an Walkthroughs, Foren und Guides anbietet. Doch auch Spiele aus jüngerer Zeit haben noch Geheimnisse, die auch die kumulativen Anstrengungen von Millionen vernetzten Spielern nicht hervorzubringen vermochten. Man möchte meinen, ein Spiel wie BATMAN: ARKHAM ASYLUM von 2009 findet genug Fans, um jeden Stein in der Spielwelt zwei Mal umzudrehen. Doch als Entwickler Rocksteady zwei Jahre später das Sequel ARKHAM CITY ankündigte, zeigte das Team einen Raum in ARKHAM ASYLUM, den nicht ein einziger Spieler in diesen zwei Jahren gefunden hatte. In diesem Raum: Baupläne für Arkham City, den Schauplatz des Sequels.
Für Entwickler Rocksteady ist das zugleich ärgerlich und erfreulich, denn der Hype um das mögliche Sequel blieb bis zur Ankündigung aus. Aber wie oft kommt es schon vor, dass ein Entwickler seine Millionen Spieler übertrumpft? Wie sich heraus stellt: Häufiger, als gedacht. Denn auch ARKHAM CITY hatte Easter Eggs, die Rockstar ganze drei Jahre später selbst lüften musste. Dieses Mal war es kein geheimer Raum, sondern Botschaften von Batmans Widersacher Calendar Man, die nur an ganz bestimmten Tagen des Jahres freigeschaltet wurden – das Spiel prüfte dabei die System-Uhr der Konsole oder des PCs. Die System-Uhr vordrehen: Ein alter Trick, der beispielsweise bei METAL GEAR SOLID 3: SNAKE EATER schon dazu führte, dass ein Boss an Altersschwäche stirbt. Da Bösewicht Calendar Man an Feiertagen mordet, werden einige Batman-Fans den Trick durchschaut haben, aber keiner kam auf die Idee, das Gründungsdatum des Entwicklerteams auszuprobieren – denn Calendar Man’s Botschaft an diesem Tag teaserte den Nachfolger von ARKHAM CITY an: ARKHAM KNIGHT.
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