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Seit Februar 2022 tobt in der Ukraine ein Krieg, der bis dato fast täglich für neue Schlagzeilen sorgt. Gerade bei den zahlreichen (und bislang gescheiterten) Vermittlungsversuchen macht sich inzwischen Ratlosigkeit breit, wie ein dauerhafter Frieden gelingen kann. In seinem kleinen, mit vier präzise aufs Layout abgestimmten Ausstanzungen versehenen Sachbüchlein WIE KRIEGE ENDEN liefert der Katapult-Verlagsgeschäftsführer und studierte Politikwissenschaftler Benjamin Fredrich zwar auch keinen möglichen Handlungsansatz, beleuchtet aber in seinem Aufsatz kurzweilig allerlei Zahlen, Daten und Fakten zu den Kriegen seit dem frühen 19. Jahrhundert bis ins Heute.

Dabei lässt er zahlreiche Statistiken in bunten Balkendiagrammen sprechen – und zeigt schon auf den ersten Seiten eindrucksvoll, wie sich in den letzten 200 Jahren die Kräfteverhältnisse verschoben haben. Endeten im 19. Jahrhundert noch 56,4% aller Kriege durch einen totalen Sieg und 21,1% durch Einfrieren des Konflikts, drehten sich die Verhältnisse im noch jungen 21. Jahrhundert herum (26,3% vs. 50%; Kompromisslösungen oder Interventionen von Drittpartien spielen nur eine kleinere Rolle).



Die Staatsform ist dabei für Dauer und Kostenintensität bzw. den Ressourceneinsatz nicht zu vernachlässigen, bedarf es in Demokratien doch immer einer Unterstützung aus der Bevölkerung. Frauen als Regierungschefinnen verringern das Risiko eines Kriegs statistisch gesehen ebenso wie Machthaber, die selbst im Kampfeinsatz waren – während solche, die lediglich eine militärische Ausbildung durchlaufen haben und gar keine Berührungspunkte mit diesem Komplex aufweisen, eher einen bewaffneten Konflikt verlängern. Auch ein Vergleich der Militärausgaben der einzelnen Länder fehlt nicht – wobei Deutschland mit 66,8 Milliarden US-Dollar (2023) im weltweiten Vergleich schon auf Platz 6 rangiert, direkt vor der Ukraine. 

Nach neun eigenen (zusammenfassenden) Thesen zur Titelfragestellung widmet der Autor die komplette zweite Hälfte seines Buches allen 293 Kriegen seit dem Jahr 1800 mit kursorischer Zusammenfassungen und ihrem Ausgang. Hierbei entsteht der Eindruck, dass Fredrich für seinen unterm Strich recht kurzen Aufsatz eine Veröffentlichung in Buch-Form zu rechtfertigen versucht und eilig aufblähen musste, obwohl auch eine Veröffentlichung in einer monothematischen Ausgabe seines PULTU-Magazins für internationale Geopolitik möglich gewesen wäre. (Vermutlich rührt daher auch der zumindest irreführende Untertitel.) Dennoch: WIE KRIEGE ENDEN regt mit seinen kurzen Analysen zum Nachdenken darüber an, dass Frieden nicht als selbstverständlich hingenommen werden sollte – und manchmal tatsächlich für ihn gekämpft werden muss.

LUTZ GRANERT

Titel: WIE KRIEGE ENDEN: 100 FRIEDENSFÄLLE AUS 100 JAHREN KRIEGSGESCHICHTE
Autor: Benjamin Fredrich
Verlag: Katapult Buchverlag
Erscheinungsform & Seitenzahl: Paperback, 112 Seiten
Verkaufsstart: veröffentlicht