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Nach dem mysteriösen Verschwinden seines Vaters, einen zu Okkultismus forschenden Ethnologen, sind der 15-jährige Schüler Sei Dono und seine jüngere Schwester Heaven auf sich allein gestellt. Sei glaubt nicht an die „Terrors“, einem Gespann aus einem „Horror“ genannten Monster und einem „Teller“ genannten Erzähler, zu denen in der Stadt Gerüchte kursieren. Als er eines Tages die bei Zurückweisung unberechenbare Kuchisake-onna kennenlernt, ist erst seine Neugier und dann auch sein Mitleid für das einsame Mädchen mit dem zerrissenen Mund geweckt. Oder steckt noch mehr hinter Seis Verhältnis zur Kuchisake-onna?

Diese rhetorische Frage können sich Fans von Shonen-Mangas sicherlich schon jetzt selbst beantworten. Autor und Zeichner Takashi Tsukimi („Danganronpa“) verbindet im ersten Band von TERROR NIGHT eine von emotionalen Verunsicherungen geprägte Liebesgeschichte und (leider etwas unübersichtlich gezeichnete) brachiale Fantasy-Action miteinander, bei denen es immer wieder um Leben und Tod geht. Dabei schielt er hin und wieder zu sehr auf seine pubertierende männliche Zielgruppe: Seis Schwester, eine ambitionierte und verschwenderische Amateuer-Vloggerin, hat mit vielleicht 13 Jahren schon eine regelrecht absurde Oberweite zu bieten. Die Einführung in die Mythenwelt Japans gerät indes auch für ältere Leser*innen ungleich spannender. So werden im weiteren Verlauf die urbanen Legenden des ungehobelten Affenmenschen Hisuraki und Jagan, das Auge des Bösen, jeweils verziert mit kunstvollen Illustrationen auf einer eigenen Übersichtsseite kurz vorgestellt.

Hoffentlich gibt es davon in den noch folgeden vier Bänden von TERROR NIGHT noch mehr zu sehen und zu lesen. Die deutsche Übersetzung von Tokyopop ist abseits einiger alberner Onomatopoetika (RÜBERLINS oder FLITZ) in treffender (Jugend-)Sprache gelungen.

LUTZ GRANERT

Titel: TERROR NIGHT - Band 1
Verlag: Tokyopop
Autor/Zeichnungen: Takashi Tsukimi
Erscheinungsform/Seitenzahl: Softcover, 208 Seiten
Verkaufsstart: veröffentlicht