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Geteilt und doch eine Einheit - Von den 1960ern bis heute

Seite 2 von 2: Von den 1960ern bis heute

Erst in den 1960er bis 1980er Jahren kam es zur Hochphase des Splitscreen-Einsatzes, insbesondere zum Austesten der Grenzen für komplexe Erzähltechniken und zur Überwindung der klassischen Montage, welche zeitliche Abläufe staffelt – wie in „Grand Prix“ (1966) von John Frankenheimer. Mit den Filmen Brian De Palmas, der mit Splitscreens auf die Medienrezeption und mediale Überwachung selbst referiert (Beispiele hier: „Dressed to Kill“, 1980, oder „Blow Out“, 1981), leitet Hagener dann über in die ausgehenden 90er Jahre und damit auch in die digitalisierte Gegenwart. Splitscreens sind heute in Videokonferenzen, die das Bild mit Konterfeis der Teilnehmer in Kacheln aufteilen, selbstverständlicher Alltagsbestandteil geworden. Entsprechend lohnenswert ist es, dass der umsichtige Filmwissenschaftler mit profunden Denkanstößen über seine Teildisziplin hinausweist: Walter Benjamin, Ernst Cassirer, Gilles Deleuze oder Niklas Luhmann finden sich in den Fußnoten; auch dem Einfluss von Installationen auf Weltausstellungen, die auf geteilte Bilder setzten, widmete er ein Kapitel.

Ein kurzer Schlenker zum postmodernen Kino der Zitate eines Quentin Tarantino („Jackie Brown“, 1997 wird auf den Seiten 191/192 behandelt) fehlt nicht. Allerdings erschließt sich nicht, warum Hagener sonst die Zuschreibung „Moderne“ (als neue Standards setzender Epochenbegriff, der sich zeitlich recht klar mit dem Siegeszug des New Hollywoods Ende der 60er Jahre verbinden ließe) tunlichst vermeidet und stattdessen etwas zaghaft vom „postklassischen Kino“ schreibt. Das ist aber kein Vorwurf: SPLITSCREEN – DAS GETEILTE BILD ALS SYMBOLISCHE FORM IN FILM UND ANDEREN MEDIEN ist ein auch sprachlich weitestgehend zugängliches filmwissenschaftliches Sachbuch, welches gerade durch seine zahlreichen Filmbeispiele überzeugt, bei denen anhand tiefschürfender Analysen neue Sichtweisen auf das titelgebende filmische Gestaltungsmittel eröffnet werden.  

LUTZ GRANERT

Titel: SPLITSCREEN – DAS GETEILTE BILD ALS SYMBOLISCHE FORM IN FILM UND ANDEREN MEDIEN
Autor: Malte Hagener
Verlag: Bertz+Fischer
Seitenzahl: 240 (Paperback)

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